Bart Kultur - 2018

In meinem Projekt ” Bart Kultur” habe ich mich mit der türkischen Bartkultur auseinandergesetzt. Ich will erklären, welche Symbolgewalt der Bart in der türkischen diaspora hat. 

Ich selbst trage Bart und habe ihn nie aus einer politischen Überzeugung oder religiösen Gründen getragen. Meine älteren Verwandten haben mich jedoch immer darauf hingewiesen, dass man erst im Alter einen Bart tragen sollte, da mir sonst eine bestimmte politische Richtung zugeschrieben werden könnte. Ich verstand nicht, was Sie meinten. Denn ich trug den Bart nur, weil er angesagt war und er mir gefiel. Durch eine Recherche fand ich mehr über die Thematik heraus. 

Links

Religiös

Rechts

Der Schnurrbart links wurde häufig von Kommunisten getragen und wird als “Solcu Bıyığı” bezeichnet, auf Deutsch: Schnurrbart der Linken. Das prägnante Merkmal ist, dass der Schnurrbart keine Spitzen hat. Der Bart in der Mitte wird von Muslimen getragen und folgt der Sunna (Brauch) des Propheten, den Bart wachsen zu lassen und den Schnurrbart zu kürzen. Der Bart rechts ist der “Ülkücü-Schnurrbart” und zeichnet sich dadurch aus, dass er einen Halbmond nachbilden soll. Dieser Brauch stammt aus der osmanischen Zeit. Die Bartkultur in der Türkei hat sich je nach Epoche verändert. In den 80er Jahren gab es eine ganze Reihe von politischen Krisen, die zu vielen politischen Morden führten. Infolgedessen gingen Männer nur noch glatt rasiert aus dem Haus, um nicht versehentlich einer politischen Gruppe zugeordnet zu werden.

Ich kam auf die Idee, Fotos von Bärten zu machen. Doch ich wollte nicht, dass auf dem Bild das Gesicht erkennbar ist. Nur durch den Bart sollte man erraten können, zu welchem politischen Kreis die jeweilige Person gezählt werden kann. Ich begann, in meinem Bekanntenkreis Bilder von ihren Bärten zu machen. Ich klärte die Personen jedoch nicht darüber auf, dass ich dies tat, um ihre politische Gesinnung herauszufinden, sondern um die Ästhetik zu analysieren.

Resümee: Zwar gibt es in der Diaspora Personen, die einen Bart aus politischen oder religiösen Gründen tragen, doch tragen die meisten einen Bart eher aus ästhetischen Gründen. In den 90er-Jahren gehörte es noch zum guten Ton, glatt rasiert zu sein. Heute ist es genau umgekehrt.